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AutorenbildChristoph Janssen

Newsletterbeitrag vom 18. Juni 2024

“Lanterne Rouge”


Phuuu… Meine erste Tour de Suisse ist mit dem Bergzeitfahren vom vergangenen Sonntag geschafft!


Mit Sage und schreibe 4 Sekunden Vorsprung passierte ich vorgestern Nachmittag, völlig ausgepumpt und Laktat bis über die Ohren, in Villars sur Ollon die Ziellinie. Vorsprung? Das fragt sich jetzt sicher der eine oder andere, denn bei der gestrigen Bergprüfung klassierte ich mich auf dem letzten Zwischenrang. Denn mit den besagten Sekunden konnte ich mich schlussendlich nicht gegenüber meinen Kontrahenten durchsetzen, stattdessen gelang es mir den Besenwagen zu besiegen und somit auch die letzte Etappe der TDS innerhalb der Karenzzeit zu absolvieren.


Trotz des letzten Zwischenrangs in der Etappe und des zweitletzten in der Gesamtwertung bin ich stolz auf meine Leistung in den vergangenen 8 Tagen. Normalerweise bin ich nicht der Typ Rennfahrer der um «mitzufahren» am Start steht, wenn ich starte, dann will ich mich zeigen, meine Fähigkeiten unter Beweis stellen und mich aus der Masse herausheben. Gerade in der 3. Etappe konnte ich dieses Vorhaben mit dem Tag in der Fluchtgruppe umsetzen und zeigen, was ich in etwas flacherem Terrain bewirken kann. Bei besagter Etappe fuhren wir als 5er Gruppe über die ersten zwei Rennstunden einen Schnitt von 49.8 km/h… In den Bergen jedoch, musste ich schnell feststellen das die World-Tour-Bergfahrer allesamt auf einem anderen Niveau kletterten als ich.


Speziell die Etappe Ambri-Cari sollte mir das Niveau deutlich aufzeigen, bereits am Vortag erklommen wir den Gotthardpass wobei ich mit einem grösseren Gruppetto relativ gemächlich ins Ziel rollte, entsprechend hoch waren meine Erwartungen für besagte Etappe. Doch bereits im ersten Anstieg nach einem nur knapp 3-minütigen Flachstück waren meine Hoffnungen verflogen. Das Feld fuhr mit einem mörderischen Tempo in die Steigung und verflog in viele kleine Gruppen, da andere Fahrer noch vor mir den Anschluss verloren fühlte ich mich im Gruppetto sicher. Leider stellte sich heraus, dass aus unserer 7-köpfigen Gruppe, 5 Fahrer das Rennen im zweiten Aufstieg Aufgaben und somit nur Luca Jenni und ich die beschwerlichen 135 Kilometer in Richtung Ziel zu bewältigen hatten.


Fast grösser als die physische Herausforderung, war die mentale Belastung an diesem Tag, Minuten hinter dem Feld 3 Stunden zu zweit unterwegs… Da gab es doch den einen oder anderen Moment wo ich ans Aufgeben dachte, angefeuert von den zahlreich erschienenen Fans am Strassenrand, etwas Windschatten vom Polizeitöff und dem unermüdlichen Einsatz von Luca, gelang uns aber das unmöglich Geglaubte und wir schafften den Anschluss in die letzte Gruppe kurz vor dem Ziel.


Ich kann euch sagen, dieses Gefühl, nach 3 Stunden leiden endlich zu wissen das man es schaffen wird, das war wirklich überwältigend… der Tour de Suisse Traum war also nicht ausgeträumt.


Als schlechtester «verbleibender» Bergfahrer an einer unglaublich bergigen Tour de Suisse waren auch die letzten Etappen brutal. Jeden Tag musste ich aufs Neue alles geben, um mich irgendwie ins Ziel zu retten und entsprechend stolz bin ich jetzt auch das ich diese Odyssee bis zur Ankunft in Villars sur Ollon durchgezogen habe.

Aber genug des Jammerns, erwähnenswert ist natürlich auch der Support, die Organisation und der unermüdliche Einsatz des Betreuungspersonals. Wir Fahrer wurden 24-7 betreut und uns wurden alle Voraussetzungen geboten um uns auf Augenhöhe mit den World-Tour-Teams zu behaupten. Auch der Zusammenhalt im Team war wirklich aussergewöhnlich, es herrschte stets eine ausgelassene, fröhliche und unterstützende Stimmung auch wenn es uns in den letzten Etappen nicht weiter gelang das Nati-Trikot ganz vorne im Rennen zu präsentieren und unsere Energiereserven stetig dahinschmolzen.


Damit ist mein Tour de Suisse Début auch schon zu Ende, ich freue mich bereits auf meine nächste Startgelegenheit, hoffentlich mit einem etwas besser passenden Parcours und dem Ziel mich auch endlich mal auf dem Podium zeigen zu dürfen.


Merci für aui wo si cho luege, mi hei ungerstützt und hei gfänet…


bis gly!



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