Es ist schon länger her, seit ich meinen letzten längeren Blogbeitrag verfasst habe. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht – es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich hier in Calpe zum letzten Mal auf mein Rad gestiegen bin, der Kopf voll mit Ideen und Zielen für meine meine mittlerweile vergangene erste Internationale Profisaison.
Auch jetzt blicke ich voller Zuversicht, mit einem riesigen Tatendrang und topmotiviert auf die kommenden Monate. Wie viele von euch sicher schon wissen, werde ich mein aktuelles Team X-Speed United am Ende der Saison verlassen und zum deutschen Rennstall MyVelo Pro Cycling wechseln. Mit der in Freiburg ansässigen Mannschaft werde ich erneut die Gelegenheit haben, mich auf der internationalen Bühne zu beweisen und meinem grossen Ziel, der Teilnahme an Paris-Roubaix, ein grosses Stück näherzukommen.
Das Team setzt sich aus sechs deutschen und fünf Schweizer Radtalenten zusammen. Besonders freue ich mich darauf, gemeinsam mit meinen Tour-de-Suisse-Kollegen und guten Freunden Jan Sommer, Luca Jenni sowie Andrin Züger und Nils Brun an den Start zu gehen. Wir ergänzen uns nicht nur als Fahrer perfekt – mit Bergfahrern, Sprintern und starken Rollern, sondern auch als Persönlichkeiten neben dem Rad sind wir ein starkes Team.
Ein besonderer Dank gilt der Teamleitung von MyVelo, die gegen den im Radsport oft vorherrschenden Trend "Leistung über alles" vorgeht, bei dem Fahrer häufig mehr als Maschinen betrachtet werden und lediglich anhand ihrer Leistungsdaten selektioniert werden.
Bei MyVelo wird grosser Wert auf die Persönlichkeit der Fahrer gelegt. So wurde aus über 150 Bewerbern ein Team geformt, das auch dank Freundschaft und gegenseitigem Respekt zum Erfolg streben will. Das zeigte sich auch beim ersten Teammeeting im vergangenen Monat, bei dem wir uns alle auf Anhieb prächtig verstanden.
Man könnte meinen, dass die Schweiz mit den beiden Pro-Teams Tudor und Q36.5 ausreichend Nachwuchs fördern würde. Leider ist dies nur bedingt der Fall: Lediglich Tudor unterhält momentan ein Entwicklungsteam, in dem gerade mal sieben Schweizer Fahrer unter 23 Jahren ausgebildet werden. Doch sieben Plätze allein können nicht nachhaltig dazu beitragen, die Schweiz als Radsportnation zu stärken und ausreichend talentierte Fahrer zu fördern und in die Profiteams zu integrieren.
Gerade ältere Fahrer, Quereinsteiger oder Athleten aus anderen Disziplinen – wie Biker Jan oder Langläufer Andrin – haben es oft schwer, internationale Perspektiven zu bekommen, selbst wenn sie nationale Top-Resultate erzielen. Der Sprung vom nationalen Siegfahrer zum internationalen Profi ist riesig und ohne Startgelegenheit im Ausland nahezu unmöglich. Nur die absoluten Ausnahmetalente schaffen diesen Schritt.
Um mehr Schweizer Fahrer nachhaltig auf dieses Niveau zu bringen, braucht es Teams mit internationaler Ausrichtung. Es muss Schweizer Fahrern die Möglichkeit gegeben werden, regelmässig an UCI-Rennen im Ausland teilzunehmen.
MyVelo schliesst diese Lücke. Auch wenn sie nicht als Schweizer Mannschaft registriert sind, leisten sie mit ihren fünf Schweizer Fahrern auf Continental-Niveau einen bedeutenden Beitrag zur Förderung des Schweizer Radsports. Mit dem Motto: Never to Late! setzen sie genau da an, wo die Lücke am grössten ist.
Jetzt liegt es an uns, Luca, Jan, Andrin, Nils und mir, das Vertrauen des Teams mit starken Leistungen zurückzuzahlen, diese grosse Chance zu nutzen und diese ersten Schritte auch für Talente die nach uns folgen vorzugehen.
In diesem Sinne werde ich mein bestes geben und in den kommenden Wochen die ersten wichtigen Grundsteine in Richtung Erfolg legen.
Merci und bis gli!
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